Zuchtfisch – eine gesunde und nachhaltige Wahl?

Zuletzt aktualisiert : 06 October 2015
Inhaltsverzeichnis

    Fisch und Meeresfrüchte stellen einen wichtigen Bestandteil einer gesunden Ernährung dar. Die steigende Nachfrage und Überfischung in vielen Teilen der Welt haben jedoch global zu schrumpfenden Meeresfisch-Beständen geführt. Zuchtfisch ist eine Möglichkeit, diese Nachfrage zu befriedigen und gleichzeitig den Druck auf Wildfischbestände zu verringern.

    Obwohl in den letzten Jahrzehnten vermehrt Fisch gegessen wird, erreichen viele Europäer nicht die empfohlene Verzehrmenge und sollten ihre Aufnahme steigern.1 Fisch und Meeresfrüchte liefern lebenswichtige Nährstoffe, die mit einer guten Gesundheit in Verbindung gebracht werden. Dazu zählen unter anderem Eiweiß, langkettige mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren (long-chain omega-3 polyunsaturated fatty acids, LC n-3 PUFA), Vitamine und Mineralstoffe. Allerdings sind weltweit etwa 29% der Meeresfischbestände überfischt und 61% werden mit maximaler Ausbeute befischt.2 In ganz Europa und der Welt werden Anstrengungen für eine nachhaltigere Fischversorgung unternommen. Die Vorteile der Fischzüchtung, auch Aquakultur genannt, sind von der Europäischen Kommission weitläufig beworben worden.3 Gute Zuchtpraxis vorausgesetzt, ist Zuchtfisch eine sichere, nachhaltige und nährstoffreiche Quelle für Fische und Meeresfrüchte, welche die überfischten Bestände entlasten kann. Zuchtfisch ist oftmals auch beim Kauf und zum Zeitpunkt der Verarbeitung frischer. 

    Nährstoffzusammensetzung von Zuchtfisch gegenüber Wildfisch

    Die Nährstoffzusammensetzung von Fisch hängt von einer Reihe von Faktoren ab, unter anderem Art, Jahreszeit, Ernährung, Ort, Lebensstadium und Alter. Nährstoffgehalte im Wildfisch können sogar innerhalb einer Art erheblich schwanken.4 Im Zuchtfisch kann besonders der Fettsäuregehalt durch das Futter beeinflusst werden. Zuchtfisch bietet ähnliche oder höhere Mengen an LC n-3 PUFA pro Portion, und im Allgemeinen auch einen höheren Fettgehalt als Wildfisch.4,5 

    Traditionell wurden fisch-basierte Produkte wie Fischmehl oder Tran als Futter für fleischfressende Fische wie Lachs verwendet. Mit dem Rückgang der Fischbestände hat sich jedoch zunehmend eine Verlagerung zur Nutzung von Nährstoffen aus pflanzlichen Quellen entwickelt.

    Die Forschung untersucht im Moment, wie verschiedene Futterpraktiken die Nährstoffzusammensetzung von Zuchtfisch beeinflussen. Von besonderem Interesse ist die Frage, ob Fische mit pflanzenbasiertem Futter vergleichbare Mengen an LC n-3 PUFA aufweisen wie mit Tran oder Fischmehl gefütterter Fisch. Es gibt Hinweise darauf, dass das teilweise Ersetzen von Tran durch Pflanzenöl im Futter ähnliche Konzentrationen an LC n-3 PUFA erreichen kann.6 Eine weitere vielversprechende Quelle von LC n-3 PUFA für Fischfutter ist der Anbau von Meeres-Mikroalgen.7 

    Fisch aus Aquakultur geringereren Schadstoffbelastungen ausgesetzt

    Jahrelange Industrialisierung und menschliches Handeln hat zu einer Verschmutzung der Weltmeere geführt und dadurch Wildfisch und Meeresfrüchte Schadstoffen ausgesetzt. Das Ausmaß der Belastung von Wildfisch hängt vor allem von seiner Ernährung ab. Fleischfresserarten wie Lachs und Thunfisch weisen die höchste Wahrscheinlichkeit auf, höhere Schadstoffkonzentrationen anzulagern, da sie in der Nahrungskette weiter oben stehen.Während es unmöglich ist, die Ernährung von Wildfisch zu kontrollieren und die Schadstoffkonzentration je nach geographischer Region stark schwankt, können Schadstoffkonzentrationen im Futter in der Aquakultur genau überwacht und kontrolliert werden.4 Die EU-Gesetzgebung legt strenge Regeln fest, um sicherzustellen, dass Zuchtfisch sicher für Verbraucher ist, inklusive Schadstoff-Höchstwerte für Aquakultur-Futter.3 Darüber hinaus verringern Impfprogramme Seuchenausbrüche bei der Lachszucht.

    Wie alles menschliche Handeln muss Aquakultur nachhaltig und verantwortungsvoll betrieben werden, um Umweltschäden möglichst gering zu halten. Wie viele Arten der Tierzucht ist die Aquakultur mit Herausforderungen wie Seuchenausbrüchen, Futterproduktion und Abfallentsorgung konfrontiert. Gut geführte Fischzüchtereien halten Umweltbelastungen möglichst gering und Fischzucht-Genehmigungen setzen Betriebsnormen voraus, die Auswirkungen auf ein Minimum reduzieren. Die Umweltnormen der EU gehören zu den strengsten und wirkungsvollsten der Welt.

    Nachhaltige Aquakultur versucht, die steigende globale Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten zu befriedigen und hilft gleichzeitig, den Druck auf Wildfischbestände zu verringern. Derzeit läuft ein fünfjähriges von der EU finanziertes Projekt namens DIVERSIFY, das die Ausweitung der europäischen Aquakulturindustrie durch die Entwicklung von sechs Zuchtfischarten für den Markt unterstützen soll. Weitere Informationen finden Sie auf der Projektwebsite

    References

    1. Elmadfa I (ed.) (2009). European Nutrition and Health Report 2009. Basel, Switzerland.
    2. Food and Agriculture Organization of the United Nations (2014). The State of World Fisheries and Aquaculture. Rome, Italy.
    3. European Commission website, Fisheries, INSEPARABLE, Eat, Buy and Sell Sustainable Fish, last updated 27th November 2014.
    4. European Food Safety Authority (2005). Opinion of the Scientific Panel on contaminants in the food chain on a request from the European Parliament related to the safety assessment of wild and farmed fish. EFSA Journal 236:1-118.
    5. Strobel C, Jahreis G & Kuhnt K (2012). Survey of n-3 and n-6 polyunsaturated fatty acids in fish and fish products. Lipids in Health and Disease 11:144.
    6. Jensen I, et al. (2012). Farmed Atlantic salmon (Salmo salar L.) is a good source of long chain omega-3 fatty acids. Nutrition Bulletin 37:25-29.
    7. Adarme-Vega TC, et al. (2012). Microalgal biofactories: a promising approach towards sustainable omega-3 fatty acid production. Microbial Cell Factories 11:96.
    8. Dhar AK, et al. (2014). Viral vaccines for farmed finfish. Virusdisease 25(1):1-17.