Schichtarbeit: Auswirkungen auf Gesundheit und Ernährung

Zuletzt aktualisiert : 09 May 2012
Inhaltsverzeichnis

    Moderne Lebensweisen und die heutige Arbeitswelt, insbesondere die Schichtarbeit, haben den täglichen Lebensrhythmus verändert. Geht dies auf Kosten der Gesundheit? Welche vorbeugenden Maßnahmen können Arbeitgeber und Arbeitnehmer treffen? 

    Schichtarbeit und deren Auswirkungen auf die Gesundheit 

    Etwa einer von fünf Berufstätigen in Europa arbeitet auf der Basis von Schichtarbeit.1 Schichtarbeit umfasst alle Arbeitsmodelle, die nicht dem üblichen 8-Stunden-Tag entsprechen, wie z.B. Nachtschichten, Wechselschichtdienst und/oder unregelmäßige Arbeitszeiten.2 Im Vergleich zu Personen mit normalen Arbeitszeiten weisen Schichtarbeiter unter Umständen ein höheres Risiko für die verschiedensten Krankheiten auf: Adipositas, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, Depressionen, und Vitamin-D-Mangel (aufgrund mangelnder Sonnenlichtexposition).3–6 Man schätzt zum Beispiel, dass Nachtarbeit das Risiko für koronare Herzerkrankungen um 40% erhöht.5 Warum kann sich Schichtarbeit so negativ auf die Gesundheit auswirken? 

    Gestörter Stoffwechsel 

    Manche dieser Gesundheitsprobleme können zum Teil auf die durch die Schichtarbeit veränderte Lebensweise und das unregelmäßige Ernährungsmuster zurückzuführen sein, spiegeln möglicherweise aber auch ernsthafte Stoffwechselstörungen wider.6 Nachtarbeit ist grundlegend gegen den zirkadianen Rhythmus des Körpers, die sogenannte „innere Uhr“, gerichtet. Es handelt sich dabei um Reihe physiologischer Schwankungen, die einem durch Licht- und Temperaturveränderungen geprägten 24-Stunden-Rhythmus folgen.4 Eine neuere Studie hat gezeigt, dass anhaltender Schlafmangel und Störung des zirkadianen Rhythmus‘ den Stoffwechsel verändern, den Ruheumsatz (Grundenergieverbrauch) senken, den Blutzuckerspiegel erhöhen (inadäquate Insulinantwort nach Mahlzeiten) und dadurch das Risiko für Fettleibigkeit und Diabetes steigern.7 Zusätzlich können psychosozialer Stress und körperliche Inaktivität dazu beitragen, dass der Stoffwechsel aus dem Ruder läuft.4 

    Essverhalten von Schichtarbeitern 

    Schichtarbeit kann die Energieverteilung über den Tag beeinträchtigen. Schichtarbeiter neigen dazu, häufiger Snacks anstelle ordentlicher Mahlzeiten zu sich zu nehmen, doch scheint dies insgesamt keinen Einfluss auf die Gesamtenergieaufnahme zu haben. Nur wenige Studien haben sich ausreichend mit der Nährstoffzufuhr und den Auswirkungen des Timings der Nahrungsaufnahme befasst.4 Die Störung der Routine gemeinsamer Mahlzeiten mit Familie und Freunden, alleine essen, sowie die Qualität von Nahrungsmitteln und Art und Gestaltung des Essbereichs stellen Faktoren dar, welche die Nahrungsaufnahme beeinflussen. Zudem wird der Nahrungsaufnahme zeitlich selten Priorität eingeräumt; sie ist vielmehr durch Dienstzeiten und Besetzungsstärken meist noch zusätzlich eingeschränkt.4,6 

    Weitere Untersuchungen sind nötig, um die Zusammenhänge zwischen Störungen des zirkadianen Rhythmus, der Lebensweise und Stoffwechselerkrankungen von Schichtarbeitern näher zu beleuchten.3 Ein neues, von der EU gefördertes Projekt wird sich dieser Thematik widmen: Das Projekt EuRhythDia soll die Auswirkungen von verschiedenen Veränderungen im Lebensstil (Ernährung, körperliche Aktivität, Lichtexposition und Melatoninzufuhr) untersuchen.

    Es ist schwierig, Ernährungsempfehlungen für Schichtarbeiter zu erteilen, doch lassen sich, zusätzlich zu allgemeinen Richtlinien für gesunde Ernährung und den Umgang mit chronischer Müdigkeit und Erschöpfung weitgefasste Richtlinien für Angestellte und Arbeitgeber ermitteln, die einen gesünderen Lebensstil fördern. 

    Essen und Trinken während und zwischen den Schichten

    • Vonseiten der Arbeitsstätte sollte ein Ernährungskonzept entwickelt werden, um sicherzustellen, dass gesunde Mahlzeiten und Getränke in entspannter Atmosphäre angeboten werden.
    • Die Dienstpläne für Schichtarbeit sollten so gestaltet werden, dass die Arbeitnehmer ausreichend Zeit zwischen den Schichten haben, um eine gesunde Lebensweise, d.h. regelmäßige Mahlzeiten, körperliche Bewegung und Schlaf, aufrechtzuerhalten.4
    • Schichtarbeiter sollten so gut wie möglich den normalen Tag-Nacht-Rhythmus der Nahrungsaufnahme einhalten. Zwischen Mitternacht und 6 Uhr früh sollte jede Nahrungsaufnahme vermieden oder zumindest eingeschränkt werden. Man sollte versuchen, zu Beginn und zum Ende der Schicht zu essen.4 Schichtarbeiter, die am Nachmittag arbeiten, sollten ihre Hauptmahlzeit mittags einnehmen und nicht inmitten der Schicht. Nachtarbeiter sollten ihre Hauptmahlzeit vor Schichtbeginn zu normaler Abendessenszeit einnehmen.9 Frühstück vor dem darauffolgenden Tagesschlaf verhindert, dass man aufgrund von Hunger wach wird. Allerdings sollte dieses Frühstück eher klein ausfallen, da eine zu große Mahlzeit (1–2 Stunden vor dem Schlafen) zu Einschlafproblemen führen könnte.4
    • Regelmäßiges Trinken verhindert eine Dehydratation, die ihrerseits die Müdigkeit verstärken kann.
    • Stimulanzien wie Koffein können noch Stunden nach dem Verzehr im Körper verbleiben und die Wachheit erhöhen, sodass das Einschlafen bzw. Schlafen erschwert wird. Wenn Schichtarbeiter glauben, dass sie während ihrer Schicht Kaffee brauchen, dann sollten sie versuchen, diesen zu Beginn der Schicht zu sich zu nehmen und mit fortschreitender Schicht auf koffeinfreie Getränke umzusteigen. Alkoholkonsum als Einschlafhilfe sollte vermieden werden.9

    Literatur

    1. Eurofound (2012). Fifth European Working Conditions Survey, Publications Office of the European Union, Luxembourg.
    2. Eberly R & Feldman H (2010). Obesity and shift work in the general population. Internet Journal Allied Health Sciences and Practices 8(3).
    3. Antunes LC, et al. (2010). Obesity and shift work: chronobiological aspects. Nutrition Research Reviews 23:155–168.
    4. Lowden A, et al. (2010). Eating and shift work – effects on habits, metabolism and performance. Scandinavian Journal Work, Environment & Health 36(2):150–162.
    5. Thomas C & Power C (2010). Shift work and risk factors for cardiovascular disease: a study at age 45 years in the 1958 British birth cohort. European Journal Epidemiology 25(5):305–314.
    6. Atkinson G, et al. (2008). Exercise, energy balance and the shift worker. Sports Medicine 38(8):671–685.
    7. Buxton OM, et al. (2012). Adverse metabolic consequences in humans of prolonged sleep restriction combined with circadian disruption. Science Translational Medicine 4(129):129ra43.
    8. EU project EuRhythDia: www.eurhythdia.eu/
    9. Dietitians of Canada (2010). Fact Sheet – Are there special nutritional considerations for shift workers? Canadian Health Network: http://gov.ns.ca/psc/pdf/employeeCentre/healthyWorkplace/healthyEating/03_16_ShiftWork.pdf