Wie groß ist das Übergewichtsproblem in Europa? Die WHO weiß es.

Zuletzt aktualisiert : 30/12/2011
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    Schätzungen zufolge hat sich die Zahl adipöser Menschen in Europa seit den 1980er-Jahren verdreifacht, auch in Ländern mit traditionell niedriger Prävalenz. Im selben Zeitraum ist jedoch auch die Lebenserwartung gestiegen. Und mit zunehmendem Alter erhöht sich das Risiko für Übergewicht. Werden die Europäer wirklich immer dicker? Oder werden wir einfach nur älter? Wie groß ist das Übergewichtsproblem tatsächlich? Die Weltgesundheitsorganisation hat es herausgefunden.

    Vergleichbare, altersbereinigte Daten

    Vergleichende Studien zur Adipositas-Prävalenz lassen sich aufgrund von Unterschieden in der Methodik und in der Bevölkerung sowie wegen möglicher Störfaktoren bekanntermaßen nur schwer durchführen. Einer dieser Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, um einen genaueren Überblick über das Ausmaß der Probleme durch Übergewicht und Adipositas zu erhalten, ist die zunehmende Alterung der Bevölkerung. Die Europäer leben immer länger und die Geburtenraten sind niedrig. Übergewicht und Adipositas treten am häufigsten bei älteren Menschen auf. Deshalb führt die Zunahme der Personenzahl in dieser Altersgruppe zu mehr Menschen mit Übergewicht und Adipositas in der Bevölkerung.

    Mehrere Organisationen, wie z. B. die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die International Obesity Taskforce (IOTF) und Eurostat (das Statistische Amt der Europäischen Union), verfügen über Datenbanken mit Informationen zu Übergewicht und Adipositas in europäischen Ländern. Allerdings wurden bisher, vor allem wegen der begrenzten Vergleichbarkeit, noch keine Schlussfolgerungen anhand des gesamten Datenbestands gezogen. Vor kurzem wurden jedoch vom WHO-Regionalbüro für Europa die Daten dieser und anderer Organisationen sowie aus wissenschaftlichen Publikationen erfasst und nach dem Alter der Teilnehmer standardisiert. Daraus wurde eine Karte mit den Adipositas-Trends von 1981 bis 2005 bei Erwachsenen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren in den 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO erstellt.1 Eigenangaben und gemessene Daten wurden getrennt analysiert, um falsche Schlussfolgerungen zu vermeiden.

    Gemeinsame Muster

    Die Analyse der gemessenen Daten zeigte einige Muster in der Europäischen Region der WHO auf. In allen Ländern wurde bei bei älteren Menschen (50 bis 64 Jahre) eine höhere Prävalenz von Übergewicht (Body-Mass-Index [BMI] ≥ 25) und Adipositas (BMI ≥ 30) festgestellt als in der jüngeren Altersgruppe (25 bis 49 Jahre). Dies galt für beide Geschlechter. In allen europäischen Ländern war Übergewicht häufiger bei Männern, Adipositas hingegen häufiger bei Frauen zu beobachten. Ausnahmen zeigten sich in Irland und Großbritannien,wo Adipositas in einigen Befragungen häufiger bei Männern auftrat.

    Prävalenz und zeitliche Trends in Europa

    Die höchste Rate von Übergewicht bei Männern wurde in Großbritannien dokumentiert. Dort lebten in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts mehr als 70% der Männer mit Übergewicht. Die höchste Rate von Adipositas wurde ebenfalls in Großbritannien festgestellt. Betroffen war einer von 4 Männern. Ähnliche Adipositas-Raten wurden bei irischen Frauen beobachtet, die die höchsten Raten in Europa aufwiesen. Übergewicht trat am häufigsten bei britischen Frauen auf, von denen fast 60% einen BMI ≥ 25 aufwiesen. Die Bevölkerungen der osteuropäischen Länder, des Balkans und der ehemaligen Sowjetrepubliken waren im Allgemeinen schlanker als die Westeuropäer (Übergewicht: 40%, Adipositas: < 10%).

    Die zeitliche Entwicklung zeigt bei Männern und Frauen in allen Ländern eine Zunahme von Übergewicht und Adipositas. Interessanterweise war bei den irischen Männern ein größerer Anstieg bei Adipositas als bei Übergewicht zu beobachten. In den anderen Ländern sind die Trends dagegen vergleichbar. Bei den irischen Frauen war insgesamt zunehmende Adipositas festzustellen, auch wenn sich die Rate bei den älteren Frauen (50 bis 64 Jahre) verringerte. Dies war die einzige Altersgruppe mit einem negativen Trend.

    Es standen mehr Eigenangaben als gemessene Daten zur Verfügung. Die Eigenangaben zeigten, dass die Adipositas-Rate zwischen 2001 und 2005 in den meisten Ländern bei 10–14,9% lag, gefolgt von 15–19,9%. Die Anzahl der Länder mit einer Adipositas-Rate von mehr 20% war größer als die Anzahl der Länder mit einer Rate von weniger als 10%. Die Eigenangaben zum Übergewicht bei Männern lagen in der Schweiz und in Lettland im Bereich von ca. 50% und reichten in der Slowakei und auf Malta bis nahezu 70%. Die geringste Adipositas-Prävalenz wurde in der Schweiz und in Italien beobachtet, die höchste in Griechenland und auf Malta. Dort waren mehr als einer von 4 Männern adipös. Die Schweiz und Italien wiesen den geringsten Anteil an Frauen mit Übergewicht auf, Griechenland und Großbritannien den höchsten. Die Adipositas-Prävalenz bei Frauen war in der Schweiz und in Schweden am geringsten, in Griechenland, auf Malta und in Lettland am höchsten.

    Auf globaler Ebene beträgt die Adipositas-Prävalenz 7,7% bei Männern und 9,8% bei Frauen. Besonders betroffen sind mehrere Populationen in der WHO-Region Westpazifik, auf den Westindischen Inseln, in den USA und in Australien.2

    Schlussfolgerungen

    Die alterstandardisierte Prävalenz von Übergewicht und Adipositas ist im Lauf der Zeit in den meisten europäischen Ländern gestiegen. Dies bedeutet, dass die zunehmende Zahl der Europäer die mit Übergewicht leben nicht nur auf die Alterung der Gesellschaft zurückzuführen ist (ältere Menschen sind anfälliger für Übergewicht als jüngere), sondern dass allgemein mehr Menschen mit Übergewicht leben.

    Weiterführende Informationen

    WHO Europa, Abschnitt zur Adipositas – http://www.euro.who.int/en/what-we-do/health-topics/diseases-and-conditions/obesity

    Literatur

    1. Doak CM, et al. (2012). Age standardization in mapping adult overweight and obesity trends in the WHO European Region. Obes Rev 13(2):174–191. doi: 10.1111/j.1467-789X.2011.00943.x. Epub 2011 Nov 7.

    2. WHO Global Infobase.

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