Jodmangel und jodreiche Lebensmittel als Problemlöser

Zuletzt aktualisiert : 30 December 2011
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    An der Weltgesundheitsversammlung im Jahr 1992 beschlossen die europäischen Nationen, gemeinsam die Beseitigung von Jodmangelerkrankungen zu befürworten. Dann im 2002 drängten die Vereinten Nationen auf die Ausmerzung des Jodmangels bis 2005. Trotz erheblicher Fortschritte in den letzten zwei Jahrzehnten, fortbesteht der Jodmangel in Europa heute noch.  Warum ist Jod wichtig, und was kann man tun, um dieses Problem der öffentlichen Gesundheit zu bekämpfen?

    Jod im Körper

    Jod ist notwendig für die Bildung der Schilddrüsenhormone, und ist daher auch am Energiestoffwechsel beteiligt. Eine unzureichende Jodversorgung führt zur Hypothyreose, ein Zustand, der durch Gewichtszunahme, Schwäche und eine vergrößerte Schilddrüse (“Struma” genannt) gekennzeichnet ist. Jodmangel stellt eine erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar, insbesondere für Schwangere, Säuglinge, Kleinkinder und jüngere Kinder, da ein verlängerter Mangel in der Entwicklungsphase zu irreversiblen Hirnschäden und geistiger Zurückgebliebenheit führt.1

    Jodhaltige Lebensmittel

    Jod findet man nicht in vielen Lebensmitteln, aber er ist in großen Mengen in Meeresfrüchten, Schalentieren, Meeresalgen und Milchprodukten (aufgrund jodierter Futtermittel) enthalten.2 Eine liste von verbreiteten jodhaltigen Lebensmitteln findet sich in der Tabelle 1. Der Jodgehalt der Lebensmittel variiert je nach geographischer Lage, aufgrund der unterschiedlichen Gehalte im Boden und im Meerwasser. Jodsalz ist eine wichtige Nahrungsquelle weltweit, aber in Europa variiert seine Verwendung stark. Wenn Jodsalz in der Herstellung von Lebensmitteln mit einem relativ hohen Salzgehalt, wie zum Beispiel Brot, Wurst, Käse, sowie würzige Snacks und bestimmte Fertiggerichten, verwendet wird, können diese Lebensmittel wirkungsvoll zur Jodaufnahme aus Nahrungsquellen beitragen.

    Tabelle 1. Jodhaltige Lebensmittel (Angaben aus der Nahrungsmittel-Datenbank des Vereinigten Königreichs3)

    Lebensmittel

    Jod (µg pro 100g)

    Nori Algen

    1470

    Kabeljau

    256

    Garnele

    100

    Eier

    50

    Milch und andere Milchprodukte

    30 - 63

    frischer Thunfisch

    18

    Thunfischkonserve

    12

    Empfohlene und tatsächliche Aufnahme

    Die Europäische Union (EU) hat eine empfohlene Tagesdosis von 150 µg Jod für Erwachsene, mit einem Höchstgehalt von 600 µg pro Tag festgelegt. 2,4

    Im Jahr 2007 schätzte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass in 19 europäischen Ländern die Jodaufnahme als ausreichend galt, im Vergleich zu nur zwei Ländern im 1993.5 Aus den 40 befragten europäischen Ländern herrschte allerdings in 13 Ländern ein andauernder Jodmangel.  Es sollte stärker auf Säuglinge, Kleinkinder und jüngere Kinder geachtet werden, da diese Bevölkerungsgruppe besonders für Jodmangel anfällig ist. Im Jahr 2004 schätzte die WHO, dass 43% der europäischen Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren unzureichende Mengen an Jod zu sich nehmen, und eine Studie des Vereinigten Königreichs mit Mädchen im Schulalter im 2010 ergab, dass 51% der untersuchten Kinder einen Jodmangel aufweisen. 5,6

    Vegetarier, Menschen, die eine salzarme Diät machen sowie diejenigen mit einer Milch- oder Fischallergie nehmen wahrscheinlich unzureichende Mengen an Jod zu sich.

    Jodsalz

    Universelles Jodsalz ist bisher die kosteneffektivste und erfolgreichste Lösung zum Vorbeugen und zur Behandlung des Jodmangels weltweit.Dennoch vorschreiben nur wenige europäische Länder den Einsatz von Jodsalz, und die Gesetzgebung variiert von Land zu Land. Ab 2007, 17 aus 40 europäischen Ländern hatten auf Jodsalz ausgerichtete staatliche Programme. Die Verwendung von Jodsalz nimmt möglicherweise zu, da im Jahr 2007 39% der mittel- und osteuropäischen Haushalte verbrauchten Jodsalz, im Vergleich zu 27% im Jahr 1999.5

    Auf der anderen Seite essen europäische Verbraucher weniger Salz, vor allem aufgrund der Initiativen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zum Vorbeugen von Bluthochdruck und Herzkrankheiten. In Europa wurde der Salzverbrauch in den letzten 50 Jahren auf den aktuellen Durschnitt von 8 – 12g pro Tag verringert, während die öffentliche Gesundheit eine Aufnahme von 5 - 6g pro Tag empfiehlt.6 Für die Entscheidungsträger ist es schwierig, ein Gleichgewicht zwischen einer reduzierten Salzaufnahme zur Krankheitsvorbeugung und einer zunehmenden Jodsalzaufnahme zu schaffen. Darüber hinaus nehmen Verbraucher Salz hauptsächlich durch den Konsum verarbeiteter Lebensmittel eher als den von Tafelsalz auf,  wodurch eine Zusammenarbeit der Lebensmittelindustrie mit Regulierungsbehörden, die für Jodsalz zuständig sind, erfordert wird.

    Ergänzung und Anreicherung

    Jodsalz ist die grundlegende Lösung für Jodmangel, obwohl es auch andere Alternativen gibt. Jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel werden von Bevölkerungsgruppen mit höchstem Risiko, z.B  Schwangeren, erfolgreich verwendet. In Rumänien wurde Jodsalz erfolgreich durch jodiertes Öl ersetzt, und in Italien (Sizilien) wurde jodiertes Wasser eingesetzt. Jod wird außerhalb Europas, in China, dem Tee zugefügt, während es in Guatemala und im Sudan zum Anreichern von Zucker getestet worden ist. Ein erhöhter Jodgehalt im Tierfutter kann indirekt zur Erhöhung des Jodgehalts in Milchprodukten führen,  so dass jodreiche Milch als Nahrungsquelle heutzutage in Nordeuropa und Großbritannien wesentlich zur Jodaufnahme beiträgt.

    Nach vorne orientiert

    Im Jahr 2010 benannte das EURRECA (EURopean micronutrient RECommendations Aligned) Exzellenznetz Jod als einen der zehn am höchsten eingestuften Mikronährstoffe, die eine Überarbeitung der Nährstoffempfehlungen und die Entwicklung einheitlicher Richtlinien erfordern.8  Gleichlautende Empfehlungen und eine laufende Überwachung sind für eine verbesserte Aufnahme entscheidend.

    In Europa bleibt der Jodmangel eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, doch erneuerte Allianzen zwischen Regierungen, Industrie und Verbrauchern verbunden mit Fortschritten in der Jodanreicherung und der Jodsalzpolitik bieten eine große Hoffnung auf Besserung.

    Verweise

    1. Dunn JT. (2006). Iodine. In M.E. Shils et al. (Eds.), Modern Nutrition in Health and Disease, 10th ed. (pp. 302–311). Philadelphia PA: Lippincott Williams & Wilkins.
    2. Scientific Committee on Food (2002). Opinion of the Scientific Committee on Food on the tolerable upper intake level of iodine.
    3. McCance and Widdowson’s 'composition of foods integrated dataset' on the nutrient content of the UK food supply.
    4. Commission Directive 2008/100/EC of 28 October 2008 amending Council Directive 90/496/EEC on nutrition labelling for foodstuffs as regards recommended daily allowances, energy conversion factors and definitions. OJ L 285 : 9–12.
    5. WHO and UNICEF (2007). Iodine deficiency in Europe: a continuing public health problem. Geneva: WHO.
    6. Vanderpump MP et al. (2011). Iodine status of UK school girls: a cross-sectional survey. Lancet 377(9782).
    7. Busch J et al. (2010). Salt reduction and the consumer perspective. New Food. 2/10:36–39.
    8. Cavelaars AE et al. (2010). Prioritizing micronutrients for the purpose of reviewing their requirements: a protocol developed by EURRECA. European Journal of Clinical Nutrition. 64(2): 19–30.